Von Reinhard Martin Stoot handsignierte Glückwunschkarte (ca. 1920)
Reinhard Martin Stoot wurde am 9. November 1863 im heutigen Salzgitter-Bad geboren. Das Elternhaus Stoots, in dem später auch die Verwaltungsstelle Bad Salzgitters einzog, stand am Vöppstedter Tor.
Sein Vater August Stoot besaß ein Kolonialwarengeschäft und eine Waffenhandlung. Daher wurde der eigentlich naturwissenschaftlich begeisterte Reinhard Stoot zu einer kaufmännischen Ausbildung in Wolfenbüttel gedrängt. Fortan arbeitete er im Geschäft seines Vaters, bis er dieses nach dessen Tod an einen jüngeren Kaufmann übergab.
Durch die Inflation im 1. Weltkrieg verlor er sein Vermögen und musste von einer geringen Leibrente leben. Die Zeit als Rentner wusste Stoot zu nutzen, in dem er sein Wissen in vielen Bereichen erweiterte. Mit einer selbst gefertigten Kamera wagte er sich auf das damals noch relativ unbekannte Feld der Photographie und nahm so einige 100 Bilder der Stadt auf.
Damit leistete er einen sehr wichtigen Beitrag zur Darstellung der historischen Entwicklung Salzgitters. Diese griff er auch immer wieder in seinen Bildern auf, seine Ölgemälde zeigen Landschaften, Straßen und Menschen des alten Salz- Städtchens. Außerdem beschäftigte sich Reinhard Stoot, als großer Naturfreund, mit dem Studieren und Präparieren von Insekten und anderen Tieren.
Durch seine Beliebtheit bei der Jugend entstand sein Spitzname „Onkel Stoot“. Seine größte Leistung war wohl die Gestaltung des heutigen Greifparks. Dieser entstand auf dem ehemaligen Gelände, des 1904 aufgegebenen und gesprengten Kaliwerkes. Durch Spenden und unter teilweisem Einsatz seiner eigenen bescheidenen Einkünfte, gestaltete Stoot hier eine Erholungsanlage, die gern von Einheimischen aber auch von Kurgästen aufgesucht wurde.
So verarbeitete er die Überreste des Kaliwerkes zu einem Park voller märchenhafter Figuren und Bauten. Es entstand ein richtiger Märchenwald mit Dornröschen Laube, dem Hänsel und Gretel Haus, ein zehn Meter langes Rabenschloss und vieles mehr. Am östlichen Eingang des Märchenparks begrüßte ein übergroßer „Wilder Mann“ aus Stein die Besucher.
Während des 3. Reiches wurde der besagte "Märchenwald" als "entartete Kunst" eingestuft. So wurde in einer Ratssitzung von 1938 die "Entkitschung des Greifparks" beschlossen. Auch wurde der damalige Bürgermeister Ahrens vom Niedersächsischen Heimatbund eV. Hannover aufgefordert, die Figuren bis zum Frühjahr 1939 zu entfernen. Im Januar 1940 wurde dann die teilweise Sprengung der Aufbauten durchgeführt.
Onkel Stoot war eine sehr wichtige Persönlichkeit mit großem Engagement für seine Heimatstadt. Am 20. Juli 1944 verstarb er im Alter von 80 Jahren.