Rechnung der mechanischen Leinenweberei

Rechnung der mechanischen Leinenweberei

Am Gittertor von 1905

Das Original befindet sich im Besitz von Frau Dr. Ingrid H. M. Brümmer

Der am 20. Mai 1829 als Sohn des Schlachtermeisters Christoph Möker in Salzgitter geborene Christian Theodor eröffnete nach dem Besuch der heimischen Volksschule und einer kaufmännischen Lehre in Wolfenbüttel 1852 in dem von ihm gekauften Haus am Marktplatz in Salzgitter ein Manufakturwarengeschäft. Daneben betrieb er einen regen Handel mit Hede, welche er von den Bauern aufkaufte und nach England exportierte. (Hede oder auch Werg sind die kurzen Bastfasern, die sich beim Hecheln des Flaches oder Hanfs in den Hechelzähnen ansammeln). Statt das in den englischen Spinnereien erzeugte Garn zu importieren, so meinte Möker, sei es rentabler, die Hede im eigenen Lande zu verspinnen.

Aus solchen Überlegungen erwuchs der Gedanke, in Salzgitter als einem Mittelpunkt des Flachsanbaus eine Spinnerei zu errichten. Doch erst als der Ort am 5. August 1856 Anschluss an das Eisenbahnnetz erhielt, konnte der Plan Gestalt gewinnen. Zusammen mit den kapitalkräftigen einheimischen Kaufleuten Ludwig Gercke und Carl Ahrens gründete Möker 1858 unter der Firma Gercke & Co die Mechanische Hedegarnspinnerei. Am Gittertor erwuchsen neben dem eigentlichen Fabrikgebäude mit Büro auch Kessel-, Maschinen- und Gasometergebäude, ein Retortenhaus zur Verkokung der Kohle, ein Lagergebäude für die Hede, eine Schmiede, Portierhaus und Arbeiterhaus.

Im Jahre 1866 trat Kommerzienrat Ludwig Gercke aus dem Geschäft aus, das Carl Ahrens und Theodor Möker nun allein weiterführten. Drei Jahre später erbauten sie die neben der Spinnerei gelegene Mechanische Weberei.

Als es Carl Ahrens in südliche Gefilde nach Tirol zog, wurde Möker ab 1877 Alleininhaber. Da die Baumwolle dem Flachs immer mehr Konkurrenz machte und sich in der fruchtbaren Gegend der Zuckerrübenanbau auf Kosten des Flachses ausdehnte, brach man 1890 die Spinnerei ab und baute die nordöstlich davon gelegene Weberei aus. Nach Stillegung des Eisenwerkes Salzgitter am Gittertor (1874) und des Eisenhüttenwerkes Othfresen war die "Mechanische Leinenweberei Salzgitter" lange der bedeutendste industrielle Betrieb weit und breit, der Anfang dieses Jahrhunderts einen jährlichen Umsatz von 3 Millionen Mark erzielte.

Das Ende der Weberei in Salzgitter kam noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs und hat verschiedene Ursachen. Einmal wurde das Gelände am Triftweg (der heutigen Petershagener Straße) von der deutschen Reichsbahn und den inzwischen gegründete "Reichswerken" beansprucht. Zum anderen hatten in dem traditionell mit der Weberei verbundenen Stadtoldendort am Solling die Nationalsozialisten 1938 die im Jahre 1808 gegründete jüdische Firma A. J. Rothschild Söhne. K. G.. Mechanische Weberei in Stadtoldendorf, ihren Besitzern enteignet. Für das auch auf dem Weltmarkt bekannte Unternehmen mit seinen 650 Beschäftigten musste eine neue Firma gefunden werden. Während sich der Solling über Nachwuchs an Facharbeitern nicht zu beklagen brauchte, hatte sich in Salzgitter zu Ostern 1938 kein einziger Lehrling für den Weberberuf entschieden. Kübler musste der Verlegung der Produktionsstätten und der Verschmelzung mit der ehemals jüdischen Firma zustimmen, wobei der mangelnde Nachwuchs in der Weberei und die Übernahme zahlreicher Arbeiter durch die "Reichswerke" ihm den Entschluss erleichtert haben mögen.

Am 1. April 1939 beschloss die Generalversammlung die Gründung der neuen Firma, die über 1200 Webstühle verfügte und den Namen trug "Vereinigte Weberei Salzgitter-Stadtoldendorf", Wilhelm Kübler & Co. Die Überführung der umsiedlungswilligen Belegschaftsangehörigen erfolgte bis Ende 1939, ebenso die Verlagerung des Maschinenparks an den künftigen Sitz des Betriebes, der unter der Bezeichnung "Wilhelm Kübler & Co. Weberei und Ausrüstung" in Stadtoldendorf bis vor kurzem bestand. Ende Juli 1940 wurde als letzte Betriebsabteilung die Näherei nach Hameln verlegt.

Salzgittersches Kreisblatt von 1907

Salzgittersches Kreisblatt von 1907

Herausgeben wurde die Zeitung vom Verlag Carl Witt, Soolbad Salzgitter. Die Zeitung erschien immer Dienstags, Donnerstags und Samstags. Ein Exemplar kostete 10 Pfennig, der Bezugspreis für ein viertel Jahr war 1,70 Mark. Der Preis für die Veröffentlichung einer Anzeige variierte zwischen 10 und 25 Pfennig.

Das Original befindet sich im Besitz von Rolf Czauderna.

Sparbuch der Sparkasse von 1918

Sparbuch der Sparkasse von 1918

Die finanziellen Folgen des Ersten Weltkriegs zeigten sich in einer rapiden Geldentwertung in den Jahren 1914 bis 1923; während 1918 die Kurse für Papier- undf Goldmark zunächst für 3 Monate festgesetzt wurden, verkürzten sich die Zeiträume 1919 auf Monats- und ab 1920 auf 10 Tagesfristen. Ab Juni 1923 erschienen die Notierungen arbeitstäglich und explodierten im November 1923 mit einem Verhältnis von 1 Billionen Papiermark zu 10 Goldmark.
Das vorliegende Sparbuch der Sparkasse des Landkreises Goslar in Salzgitter dokumentiert mit seinen Einträgen diese Entwicklung im Zeitraum von 1918 bis 1923.

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Gehaltsabrechnung aus dem Jahr 1811

Gehaltsabrechnung aus dem Jahr 1811

Das Dokument befindet wurde von Herrn Hans-Ulrich Nitschke aus Salzgitter zu Verfügung gestellt.
Während der napoleonischen Zeit wurde ab 1808 im Königreich Westfalen der "Code Napoleon" als bürgerliches Gesetzbuch eingeführt. Zeitgleich wird der französische Franken Landeswährung. Der französische Franken wurde zwar Landeswährung, jedoch blieben die im Lande vorhandenen Münzen anderer Währungen in Benutzung.

Folgender Text ist in der, aus dieser Zeit erhaltenen Gehaltsbescheinigung zu lesen:

Von den mir ausgesetzten Gehalt als Canton
Bothe ist mir der hier zu leistende jährliche betrag
von der Commune Salzgitter mit 22 Fr. 91 Cte.
oder 6 ? 6 ? pr. Corand durch der zeitigen
Herren Einnehmer Eierstorm ? bahr und Richtig
aus gezahlt worden
Salzgitter d 27ten Dezember 1811
Ernst Vos ?
Gesehen Salzgitter
d 27 Sept. 1811
der Maire
Sontag

Amtliches Fernsprechbuch 1943

Amtliches Fernsprechbuch 1943

Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Braunschweig von 1943. Auf knapp 3 Seiten sind alle Telefonanschlüsse im alten Salzgitter aufgeführt.
Das Original des Buches befindet sich im Besitz von Herrn Klaus Fraedrich aus Ringelheim.

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Familienbibel aus dem Jahr 1719

Familienbibel aus dem Jahr 1719

In früheren Zeiten war es üblich, bedeutendere Familienereignisse und wichtige Vorfälle aus der Dorfgemeinschaft in einer Bibel aufzuzeichnen und so für die Nachwelt zu bewahren.
In diesem in Minden 1719 gedruckten Exemplar der "Biblia, das ist die ganze göttliche Heilige Schrift", finden sich solche Einträge, die hier beispielhaft im Original und in der für uns lesbaren Klarschrift abgebildet sind.
Die Übertragung erfolgte 1989 durch den Heimatforscher und Gymnasiallehrer Dr. Günther Lange.

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Heimatbuch von 1917

Heimatbuch von 1917

Das Buch "Engere Heimat" liefert einen Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Ämter Liebenburg (zu dem damals auch Salzgitter gehörte) und Wöltingerode. Das Buch scheint sich seinerzeit gut verkauft zuhaben, da hier bereits die 3. Auflage vorliegt.
Druck und Vertrieb 1917 Verlag Carl Witt, Solbad Salzgitter (Harz), Autor H.Blume, der Artikel "Die Entstehung von Salzgitter" von Oberbergrat Engels.

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Briefumschläge Bankhaus Sievers

Briefumschläge Bankhaus Sievers

Diverse Briefumschläge aus den 1920er Jahren. Sie stammen aus internationaler Korrespondenz mit dem Bankhaus Sievers am Bankplatz (heute Klesmerplatz).
Die Sammlung stammt ursprünglich von Adolf Fricke. Er war seiner Zeit Prokurist des Bankhauses.
Die Umschläge waren für seinen Sohn gedacht, der leidenschaftlicher Briefmarkensammler war.
Heute befinden sich die Umschläge im Besitz von Andrea Fricke aus Osterrode.

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Zeugnis Bäcker Blanke

Zeugnis von Bäcker August Blanke von 1917

Nie über den Krieg gesprochen
Zwei alte Dokumente erzählen aus dem Leben des August Blanke.

August Blanke wurde am 26. September 1899 im Haus Nummer 10 am Nordwall im alten Sollte geboren. Nach der Schule ging er beim Bäcker Julius Block in die Lehre und machte diese ordentlich. Dies bestätigte ihm während der Gesellenprüfung am 12. April 1917 der Prüfungsausschuss unter dem Vorsitz des Bäckermeisters Klußmann, der sein Geschäft am Bohlweg neben dem Rathaus des Fleckens Salzgitter hatte. Meisterbeisitzer war damals C. Sonnemann und Gesellenbeisitzer L. Holze.

Soweit lief im Leben des August Blanke alles in normalen Bahnen. Doch in dem Zeugnis seines Lehrmeisters Julius Block wird deutlich, dass schon zu dieser Zeit auch in Salzgitter die starken Auswirkungen des Ersten Weltkrieges zu spüren waren. Meister Block schrieb in diesem Dokument, dass sich August Blanke während dieser Zeit gut und zu seiner Zufriedenheit betragen habe. Er fügte aber noch hinzu: "Er wäre auch bis zum Schlusse seiner Lehrzeit geblieben, wenn er nicht der Frau Bäcker Kaufmann in Gustedt in der durch den Krieg geschaffenen Notlage ausgeholfen hätte". Der junge August Blanke musste also bis nach Gustedt. Das war bestimmt nicht einfach, wenn man bedenkt, um welche Zeit Bäcker in der Frühe anfangen mussten und auch noch müssen.

Und das waren sicherlich nicht die einzigen Schwierigkeiten, die der damals junge August Blanke durch den krieg erlebte. Es kam noch schlimmer:
Am 1. April 1918 wurde er eingezogen, kam nach Oldenburg. Nach Salzgitter entlassen wurde er am 8. Januar 1919. Wie aus seinen Aufzeichnungen zu ersehen ist, hatte er 1,50 Mark Marschverpflegung und 60 Mark Entlassungsgeld erhalten. Was er im Krieg erlebte, blieb offen.

Sohn Gerhard Blanke: "Er hat nie über den Krieg gesprochen". Zu Hause war auch alles anders geworden. Der Vater des Heimgekehrten -er hieß ebenfalls August- hatte am Gittertor 20 eine Baugeschäft aufgebaut. Der Sohn fand dort Arbeit, wurde Maurer, bildete sich aber weiter. Doch er wurde krank und starb schon mit 58 Jahren. Ein Jahr vorher war das Baugeschäft geschlossen worden.

Dem Vorsitzenden des Bürgervereins, Joachim Sievers, berichtete Gerhard Blanke, dass sein Vater einen Bruder namens Robert hatte, der in Gitter mit seiner Frau ein Kolonialgeschäft aufgemacht hatte, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg viele Einwohner und Flüchtlinge aus Gitter und Hohenrode einkauften. Das Grundstück an der Straße Zum Schäferstuhl gehört heute noch der Familie.

BZV Medienhaus/Salzgitter-Zeitung Text: Horst Körner

Text:
Zeugniss
Hiermit stelle ich dem Bäcker August Blanke geb. 26.9.99 aus Salzgitter das Zeugniss aus, daß er vom 23. April 1914 bis zum 5. Februar 1917 das Bäckerhandwerk bei mir erlernt hat.
August Blanke hat sich während dieser Zeit gut und zu meiner Zufriedenheit betragen und wäre auch bis zum Schlusse der Lehrzeit geblieben, wenn er nicht der Frau Bäcker Kaufmann in Gustedt in der durch den Krieg geschaffenen Notlage ausgeholfen hätte.
Ich wünsche ihm für sein ferneres Wohlergehen das Beste.
Salzgitter, den 8. April 1917
Julius Block, Bäckermeister

Adressbuch Landesbezirk Kreis Goslar

Adressbuch Landesbezirk Kreis Goslar

Dieses "Gewerbliche Adressbuch des Landbezirks des Kreises Goslar" beruht in seinen statistischen Angaben auf der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 und ist gedruckt und verlegt worden bei Carl Witt aus Soolbad Salzgitter. In dieser Zeit zählte der Flecken Salzgitter und die Dörfer Kniestedt, Liebenhalle und Vorsalz zusammen mit der Stadt Goslar zum Kreis Goslar. Um einen genaueren Einblick über den Aufbau der Behörden, die Verwaltung, Vereine und Gewerbe dieser Zeit zu ermöglichen, haben wir für den Flecken Salzgitter den gesamten Eintrag bereitgestellt.
Das Buch stammt aus dem Eigentum der Familie Wagner aus der Vorsalzer Straße 6 und wurde Joachim Sievers am 25. August 2005 geschenkt.

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